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Bürgerinitiativen vereint gegen Steinbruchbetreiber Lhoist-Rheinkalk

Arbeitsgemeinschaft „Stop Voska“ trifft sich mit zwei nordrhein-westfälischen Bürgerinitiativen

Die Salzhemmendorfer Arbeitsgemeinschaft „Stop Voska“ (AG) traf sich am Wochenende mit der Bürgergemeinschaft gegen die Steinbrucherweiterung Eisborn (BGS) im Märkischen Kreis sowie Vertretern einer sich zurzeit formierenden Bürgerinitiative aus Sporke-Hespecke in der Gemeinde Lennestadt. Im niedersächsischen Flecken und in den beiden sauerländischen Gemeinden betreibt das Unternehmen Rheinkalk, eine Tochterfirma des belgischen Lhoist Konzerns, Steinbrüche, die in den kommenden Jahren mit erheblichen Beeinträchtigungen von Natur und Anwohnerinteressen massiv erweitert werden sollen. Gegen diese Planungen des belgischen Unternehmens wenden sich die betroffenen Bewohner der jeweiligen Landkreise in regionalen Bürgerinitiativen. „Die Anwohner organisieren sich gegen vorgesehene Aktivitäten der Firma Rheinkalk in den jeweiligen Steinbrüchen, die die Natur und Umwelt, heimische Pflanzen- und Tierarten, die Trinkwasserversorgung und die Lebensqualität der Bürger massiv beeinträchtigen werden. Deshalb ist eine Abstimmung und ein reger Informationsaustausch der Bürgerinitiativen untereinander sehr zu begrüßen“, kommentiert Christian Stetter, der Sprecher der AG „Stop Voska“, das erste Zusammentreffen der Bürgergemeinschaften.

Beim Treffen der Bürgerinitiativen: Richard Müller, Jochen Voss, Hans-Dieter Kolossa, Michael Hirt, Christian Stetter, Ralf Kalkreuter, Josef Quinke und Angela Stetter

Im Flecken Salzhemmendorf soll der im März 2018 stillgelegte Steinbruch Voska von Rheinkalk kurzfristig wieder in Betrieb genommen und verpachtet werden. Die geplante jährliche Steingewinnung für den Straßenbau soll dabei von 300.000t jährlich auf 500.000t anwachsen. Zudem soll der gesamte Steintransport nicht wie früher über die Schiene, sondern ausschließlich über Schwerlastverkehr erfolgen, was zusätzliche 350 LKW-Fahrten werktäglich von 6:00 – 22:00 Uhr durch die Ortschaften des Fleckens Salzhemmendorf bedeuten würde. Gegen diese vermeidbare Verkehrsbelastung der Anwohner wendet sich die AG „Stop Voska“.

Die Abbaufläche des Steinbruchs Eisborn-Asbeck am Standort Hönnetal soll bis 2023 um weitere 46ha erweitert werden. Dadurch entstünde einer der größten Steinbrüche Deutschlands. Zusätzlich würden ca. 40ha als Deponiefläche für den erwarteten Abraum benötigt, der zu einem neuen künstlichen Berg mit einer Höhe von bis zu 400 m über NN aufgeschüttet werden soll. „Durch diese Maßnahmen würden in den kommenden Jahren bis zu 86ha Mischwald und ökologisch wertvolle Biotope verschwinden. Das ist flächenmäßig die Hälfte des Hambacher Forstes und damit in keiner Weise akzeptabel“, so Michael Hirt, der Vorstand der BGS Eisborn. Darüber hinaus plant der Lhoist Konzern eine Produktionserhöhung von zurzeit ca. 5 auf 7,5 Mio. t Kalkgewinnung pro Jahr mit den entsprechend negativen Auswirkungen für Mensch und Umwelt. Die weiteren Belastungen der Anwohner durch zusätzliche Sprengungen und die damit einhergehende Staubentwicklung insbesondere in der dem Steinbruch nahe gelegenen Ortschaft Eisborn ist nach Einschätzung der dortigen Bürgerinitiative nicht hinnehmbar. Besorgt sind die Bürger auch über die möglichen Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung durch die geplante Grundwasser­entnahme von jährlich 11 Mio. m3 insbesondere im Hinblick auf den ohnehin permanent sinkenden Grundwasserspiegel der Region.

Der „grüne See“ im Steinbruch Hönnetal

Im Steinbruch Sporke-Hespecke hat Rheinkalk eine Erweiterung der Abbaufläche um bis zu 27ha zusätzliche Abbau- und Lagerfläche beantragt. Durch diese Erweiterung wären heimische Tierarten unmittelbar beeinträchtigt, so liegen etwa die Brutgebiete von Kiebitzen im vorgesehenen neuen Steinbruchgebiet.

Die Gesteinsgewinnung in allen drei Steinbrüchen soll in den kommenden Jahren deutlich erhöht werden. Was die drei Bürgerinitiativen dabei irritiert, ist das kompromisslose Vorgehen von Lhoist-Rheinkalk in der Durchsetzung seiner wirtschaftlichen Interessen. „Als wir Lhoist-Rheinkalk im Juni um die Beantwortung einiger Fragen zur absehbaren Beeinträchtigung von Anwohnern, Wanderern und Kletterern durch die geplante Wiederaufnahme des Steinbruchbetriebs baten, erhielten wir als Stellungnahme nur die Kernaussage, dass Rheinkalk seine Pläne in vollem Umfang umsetzen werde, weil dies für das Unternehmen ökonomisch vorteilhaft sei. Gute Nachbarschaft sieht anders aus!“, charakterisiert Christian Stetter die Unternehmensstrategie von Lhoist-Rheinkalk.

Die drei Bürgerinitiativen werden weiterhin im Gespräch bleiben.

Ergänzende Infos der BGS Eisborn: 

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